Vom Polizisten zum Politstar und wieder zurück

Wie mich das Scheitern zu meiner neuen Berufung geführt hat


Meine berufliche Karriere ist die Grundlage für das was ich heute mache – Menschen, die unter Druck stehen oder auf denen große Erwartungen lasten, zu coachen und zu beraten. Einen kühlen Kopf bewahren und empathisch sein, auch in schwierigen oder extremen Zeiten – das kann ich, weil ich es selbst durchgemacht habe. Was ich an Höhen und Tiefen, an Extremsituationen und Erfolgen erlebt habe, hat mich geprägt und erfahrener gemacht. Diese Erfahrung stelle ich dir in meiner heutigen Arbeit zur Verfügung.
 
Im Schussfeld – meine Polizeikarriere
Ich begann 1982 als Streifenpolizist in Wien zu arbeiten. Polizist war mein Traumberuf. Aber schon kurz nach meinem Einstieg wurde mir bewusst, dass das Leben nicht nur aus Höhen besteht. Ein Ausbildungskollege verstrickte sich in Spielschulden, beging einen Raubüberfall und nahm sich das Leben. Ich hörte den Schussknall und fand seinen toten Körper. Dieses Erlebnis sollte nicht die einzige prägende Erfahrung bleiben. Natürlich gab es Tage, die spannend und erfolgreich waren, dazu gehörten auch wilde Verfolgungsjagden wie man sie aus Filmen kennt. Aber es gab auch viele tragische Momente und Extremsituationen. Wenn ein Kollege im Einsatz erschossen wird und sein Platz am nächsten Tag leer bleibt. Wenn du selbst bei einer Geiselnahme unter Beschuss stehst und den toten Kollegen zu deinen Füßen ignorierst, weil du einfach nur funktionieren musst. Wenn dein eigenes kleines Baby zu Hause ist und du zu einer Familie gerufen wirst, deren Kind am plötzlichen Kindstod gestorben ist.

Solche Situationen verändern einen Menschen. Mich haben diese Erlebnisse nicht kalt gelassen. Sie haben mich stärker, überlegter aber auch empathischer gemacht. In dieser Zeit als Polizist wurde der Grundstock für mein politisches Denken und meine soziale Verantwortung gelegt. 

Nach einigen Jahren an vorderster Front wechselte ich in eine Führungsposition bei einer Sonderabteilung am Flughafen Wien. Der Aufgabenbereich veränderte sich, aber die Anforderungen blieben gleich – ich musste in Extremsituationen schnell Entscheidungen treffen und dabei gelassen und ruhig reagieren. Bombendrohungen waren damals an der Tagesordnung und es lag in meiner Verantwortung, die richtigen Entscheidungen mit möglicherweise weitreichenden Folgen zu treffen.

Vom Rising Star zur politischen Hetzjagd – mein Leben in der Politik

Im Jahr 2000 wechselte ich in die Kommunalpolitik, 2002 wurde ich Bürgermeister in Schwechat. Meine Zeit als Polizist schärfte meinen Sinn für soziale Gerechtigkeit – und so setzte ich gemeinsam mit meinem Team viele soziale Neuerungen um und war zugleich ein Politiker zum Angreifen. Das brachte mir einen beachtlichen Wahlerfolg ein, der auch die Bundespolitik auf mich aufmerksam machte. 2006 wurde ich in den Nationalrat berufen.  2008 war ich Spitzenkandidat für ganz NÖ. Ich setze meinen politischen Weg mit großem Erfolg fort und dachte, dass es immer so weitergehen würde.

2012 schlug dann der Komet ein, der mein ganzes Leben auf den Kopf stellen und mir den Boden unter den Füßen wegziehen sollte. Auslöser war eine rechtswidrige Darlehensvergabe in einem Bereich, den ich nicht im Blick hatte. Es folgte eine politische Hetzjagd, die 2013 meinen Rücktritt aus den politischen Funktionen brachte. Ich hatte meinen persönlichen und beruflichen Tiefpunkt erreicht.

 

Der Weg zurück – Fuß fassen nach dem tiefen Fall

Die erste Zeit nach meinem Rücktritt war von Orientierungslosigkeit, Unverständnis und völliger emotionaler und körperlicher Erschöpfung geprägt. Ich kehrte in den Polizeidienst zurück und hatte mein Scheitern Tag für Tag vor Augen. Vom Fenster meines Polizeibüros konnte ich auf das Fenster meines ehemaligen Bürgermeisterbüros schauen. Ich befand mich in einer Situation, in der ich nichts mehr verlieren konnte. In dieser Phase erinnerte ich mich an die Fähigkeiten, die ich gut konnte und suchte einen Platz, an dem ich sie besser einsetzen konnte. Zunächst wechselte ich zu einer verdeckten Fahndungseinheit. Dann ging es weiter ins Bundeskriminalamt, wo ich mich im Bereich organisierte Kriminalität mit Sportdelikten, wie Doping und Wettbetrug, auseinandersetzte. In dieser Phase ergab sich die Chance wieder ins Parlament zurückzukehren. Trotz einiger Anfeindungen nahm ich meinen Mut zusammen und nahm das Mandat an. Ich lernte politische Arbeit neu kennen, denn aufgrund meiner Geschichte wollte und konnte ich keine repräsentativen Aufgaben übernehmen und hatte die Zeit, mich ganz auf die konzeptive Arbeit zu konzentrieren und „ernsthafte“ Politik zu machen. Mit der Regierungsumbildung musste ich mein Mandat wieder abgeben.

In dieser Zeit setzte ich mich intensiv damit auseinander, was ich aus meinem Leben noch machen will. Dabei wurde mir klar, dass mein Traumberuf „Polizist“ noch immer nicht seinen Reiz verloren hat. Ich wechselte in eine Führungsposition beim Einsatzkommando Cobra. Parallel dazu begann ich mit 53 Jahren ein Studium und ließ mich zum systemischen Coach ausbilden. Nach all meinen beruflichen Erfahrungen, Höhen und Tiefen bin ich jetzt soweit, andere Menschen in ihrem Weg zu begleiten, auch oder gerade, wenn der Druck extrem ist und die Lage aussichtslos erscheint.